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Kleinode

Komplexität im Kleinstformat.

„Gute Fernwirkung“, „ganzjährige Strukturpflanze“ oder „üppige Blumenpracht“ – Diese Schlagworte gelten sicherlich nicht für diejenigen Pflänzchen, welche ich hier gerne vorstellen möchte. Im Gegenteil, ihre wahre Pracht entfalten sie nur denjenigen, die sich die Mühe nehmen näher zu treten und hinzuknien. Sie weisen eine Komplexität im Kleinstformat auf, bei welcher man sogar einen Blick durch die Lupe wagen sollte. Ihre ein bis maximal zwei Zentimeter grossen Blüten sind wahre Schönheiten, Kleinode, Understatement in der Natur.

Hier eine Auswahl meiner Lieblingskostbarkeiten im Garten, über die ich mich umso mehr erfreue, wenn sie ihre mitunter kurze Blütezeit haben.

Hepatica 
Leberblümchen
Man kann die ledrigen Blätter als wintergrün bezeichnen. Ein Hauch von Bodenfrost ist noch vorhanden. Aber bereits jetzt blicken kecke Blütenknospen aus dem winzigen Horst. Bald schon erstrahlen die Blüten des Leberblümchens oder Hepatica von blau, weiss, rosa bis pink. Die Blüten sind einfach oder komplex gefüllt und auf alle Fälle liebreizend. Die frischen Temperaturen im März sorgen dafür, dass diese wunderbare Schönheit eine lange Blütezeit hat. Auch nach der Blüte sind die glänzend frischgrünen Blätter schön anzusehen. Wurzeldruck und Schatten erträgt das Leberblümchen ohne Klagen, um im Frühling wieder den grossen kleinen Blütenauftritt zu planen.

Brunnera, Omphalodes 
Vergissmeinnicht
Ein altbekannter Name voller Bedeutung. Gerne möchte ich auf die beiden kaukasischen Sorten näher eingehen. Omphalodes verna blüht bereits sehr früh im Jahr. Seine leuchtend blauen Miniblüten strahlen wie der Himmel. Wie kleine blaue Konfettitupfer bedecken sie den Boden. Durch ihre kriechenden Triebe macht diese Sorte einen konkurrenzstarken Teppich an nicht zu sonnigen Stellen.
Wer lieber ortstreue Pflanzen hat, der findet Freude am Brunnera macrophylla. Dieses Vergissmeinnicht erblüht ab April. Die Rispen mit zahlreichen einzelnen Blüten schauen keck über die grossen haarigen Blätter hinaus. Nach der Blüte sollte die Staude mitsamt den Blättern geschnitten werden. So entstehen wieder frische ansehnliche Blätter und sogar eine zweite Blüte. Ein weiterer Vorteil dieses Vergissmeinnicht ist die breite Standortverwendung. Es fühlt sich an schattigen bis sonnigen Orten wohl.

Astrantia
Sterndolde
Oftmals wird sie in naturnahen Gärten gepflanzt. Frisch bis feuchten Boden liebt sie. Astrantia major gibt es von beinahe weissen bis dunkelroten Sorten. Im Juni erblüht diese raffinierte Staude und beeindruckt mit den sogenannten Brakteen (Hüllblätter) und den eigentlichen Blütendolden. Auch im verblühten Zustand wirken sie immer noch sehr hübsch. Ich lasse sie immer bis in den Herbst stehen, in der Hoffnung, dass sie sich versamen.

Convallaria 
Maiglöckchen
„Maierisli muss man geschenkt bekommen. Nur dann wachsen sie gut ein“. Ob das stimmt weiss ich nicht, aber meine sind tatsächlich alles Geschenke. Zwischen kräftigen grünen Blättern gucken sie hervor, die kleinen Glöckchen. Ihres Duftes wegen sind sie in der Parfumindustrie hochbegehrt. Ein kleines Sträusschen davon im Haus und der Raum ist erfüllt vom Duft des Frühlings. Auch wenn Convallaria majalis in allen Teilen giftig ist, gehört es bei mir zur Gartenausstattung.

Dicentra oder Lamprocapnos
Tränendes Herz
Der Name ist Programm. Auf bogigen Stengeln reihen sich Herz an Herz. Die Staude blüht ab Mai und kann sehr alt und stattlich werden. Einziger Nachteil dieser robusten und doch fragil wirkenden Blume ist, dass sie im Laufe des Sommers gelb wird und einzieht. Da heisst es gut kombinieren mit Spätblüher, welche die Lücken füllen. Dicentra spectabilis (oder der aktuelle Zungenbrecher Lamprocapnos) ist in rosa und weiss erhältlich.

Epimedium
Elfenblumen
Auch hier ist der deutsche Name sehr bezeichnend. Der kleinste Windhauch lässt die zarten Blüten erzittern. Sind da gerade Elfen vorbei gezogen? Das Epimedium (das wiederum tönt eher nach einer Krankheit) wurde zur Staude der Jahres 2014 erkoren. Völlig zu Recht. Dieser robuste Bodendecker macht nach der Blüte im April einen dichten Blätterteppich. Diese Blätter sollten kurz vor der Blüte bodennah abschnitten werden. Und die Arbeit ist erledigt für den Rest des Jahres. Zwei besonders gute Sorten sind „x rubrum“ mit rotweissen Blüten und „Frohnleiten“ mit gelben Blüten.

Origanum rotundifolium
Hopfenoregano
Diese Pflanze ist mir empfohlen worden und ich war auch gleich verzaubert davon. Die Blüten ähneln der echten Hopfenpflanze. Wie andere Origanum Sorten mag auch diese einen sonnigen und trockenen Standort. Ich habe sie mit Reisig abdeckt und bin gespannt ob sie den zweiten Winter auch so gut überlebt wie den ersten. Origanum rotundifolium hat eine lange Blütezeit über den ganzen Sommer und auch im trockenen Zustand sehen die Blütenstände noch schön aus. Natürlich können die Blätter und Blüten zum Würzen genutzt werden.

Thalictrum
Wiesenraute
Viele büschelig angeordnete Staubblätter ergeben einzelne Blüten, und einige davon mit zarten Stengeln verbunden ergibt die gesamte Blume. In einem zarten Rosa blüht sie anfangs Juni. Eher feucht und geschützt mag es Thalictrum aquilegifolium. Nicht zu starke Nachbarn werden bevorzugt, dann ist diese Staude durchaus robust und kann stattliche 100 cm erreichen. Die Sorten „delavayi“ und „rochbrunianum“ sind noch viel aparter. Aber leider haben sich beide bereits nach einer Saison in meinem Garten verabschiedet.

Viola cornuta
Hornveilchen
Die kennt jeder. Und man kriegt sie in vielen erdenklichen Farbkombinationen. Ein früher Farbgruss im Garten und ein dankbarer Versamer machen jedes Jahr Freude. Ein genauer Blick auf die einzelnen Blüten lässt den raffinierten Aufbau der samtigen Blüte und des Schlundes erkennen. Auch wenn Viola cornuta nicht so langlebig ist, kann man es durchaus mal im Garten verwildern lassen. Vielleicht ergattert man eine spannende Sorte wie „Bowels black“.

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